: Die Schweiz wird
einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Dollarabhängige Leute
sollten sich jetzt mit Dollars eindecken. An der Börse sind grosse
Schwankungen angesagt: Die Börse wird unstabil. Ich rate: Hände weg!
Ein Crash steht bevor. Speziell für unseren Kanton, sehe ich keine
Probleme: Die Aargauer sind vorsichtige und kritische Menschen, oft
mit einer starken angeborenen Intuition. Die Aargauer lassen sich
selten dreinreden und gehen ihren Weg: Der Sommer wird warm und
heiss, die Gartenwirtschaften machen gute Geschäfte.
Gibt es 2005 im Aargau besondere, möglicherweise schlimme
Ereignisse?
Madame Michèle: Nein, ich sehe zum
Glück nichts Derartiges. Normalerweise beschäftige ich mich aber
ausschliesslich mit den täglichen Problemen meiner Klienten und
weniger mit dem grossen Weltgeschehen. Nur so viel: Es gibt ein
unabänderliches und ein abänderliches Schicksal. Beim
Halifax-Unglück der Swissair hatten zum Beispiel neun
Crew-Mitglieder die Todes-Konstellation – ich habe das im Nachhinein
untersucht. Wenn ich mich auf Terror-Anschläge wie etwa in Madrid
oder im Irak konzentrieren würde, sähe ich solche Sachen auch. Doch
wer würde mir glauben? Daher konzentriere ich mich lieber auf die
Einzelschicksale der Menschen.
Im
Frühjahr sind im Aargau Grossratswahlen. Geht der Siegeszug der SVP
weiter? Wer gewinnt, wer verliert?
Madame Michèle: Dazu möchte ich
nichts sagen. «Finger weg von der Politik!», ist ein Prinzip von
mir. Obwohl ich zu Zeiten von Willy Brandt namhafte deutsche
Politiker beraten habe.
Wird das Bezirksspital Brugg gerettet?
Madame Michèle: (konzentriert sich stark) Das steht auf der Waage:
50% zu 50% - es gibt Grenzfälle. Wenn ich aber meine positive
Energie für den Weitererhalt einen kann, werde ich das tun. Das
Spital Brugg soll bleiben.
Wird der FC Aarau wieder Schweizer Fussballmeister?
Madame Michèle: Leider nie mehr.
Ich sage das ungern, auch wenn ich selbst FCB-Fan bin.
Geht der finanziell schwer angeschlagene HandbaIIklub TV Suhr
konkurs?
Madame Michèle: Nein, der Klub
überlebt. Es werden bald zwei bis drei Sponsoren gefunden.
Müssen die Aargauer Angst haben vor dem gekröpften Nordanflug?
Madame Michèle: Nein, dazu kommt es
nicht. Das Fluglärm-Problem wird anderweitig gelöst.
Geht es weiter mit Entlassungen von Angestellten im Aargau?
Madame Michèle: Durch Fusionen und
Reorganisationen hält der Trend mit Entlassungen weiter an. 2005
wird es drei Prozent mehr Arbeitslose geben.
Verlegt die Firma ABB ihren Sitz wirklich nach China?
Madame Michèle: Ja. In drei bis
sechs Jahren erfolgt dieser Schritt etappenweise. In zehn Jahren ist
der ABB Hauptsitz definitiv in China.
Was
passiert mit der Swiss?
Madame Michèle: (ihre Miene
verfinstert sich) Fragen Sie mich bitte nicht! Ende 2005 gibt es
Änderungen. Mit den aktuellen Strukturen läuft es jedenfalls nicht
mehr weiter. Viele Swiss-Mitarbeiter gehören zu meinen Klienten:
Ihre Zukunft bei der Firma ist ungewiss. Viele fragen nur: «Kann ich
bleiben?».
Viele Geschäftsleute und Kleingewerbler klagen über sinkende
Umsätze. Wann geben die Leute wieder mehr Geld aus?
Madame Michèle: Es bleibt hart. Um
das gleiche Niveau zu halten, muss man einen Drittel mehr Einsatz
zeigen: Also zwölf statt acht Stunden arbeiten. Und man sollte auf
seine Kunden eingehen: Dann kaufen die Leute auch.
Gibt es bald wieder mehr Babys?
Madame Michèle: Die Zahl der
Geburten nimmt weiter ab. Die Schweizer sind zu egoistisch: Er ist
meist ein Auto-Freak, sie eine Modepuppe: Da ist kein Platz für
Kinder.
Wie
siehts 2005 aus mit dem Asylmissbrauch?
Madame Michèle: Die illegalen
Einwanderer werden weiterhin kommen. Die Schweiz lockt.
Tritt die Schweiz «Schengen» bei?
Madame Michèle: Ja, die Abstimmung
wird angenommen. Aber die Schweiz wird sich sporadische
Grenzkontrollen vorbehalten.
Tritt die Schweiz der Europäischen Union bei?
Madame Michèle: Langfristig ja.
Wann wird die Schweizer Ski-Nati wieder erfolgreich?
Madame Michèle: Die Männer werden
2005, noch in dieser Saison, sehr erfolgreich sein und aufs Podest
steigen. Nächste Saison sind sie nicht mehr zu halten. Die Schweizer
Ski-Frauen bleiben leider schlecht.
Wird 2005 wieder eine Aargauerin Miss Schweiz?
Madame Michèle: (schaut nach oben,
zögert) Weiss ich nicht, nein: Ich denke nicht.
Wird das neue Hardturm-Stadion doch noch gebaut?
Madame Michèle: Ich sehe den
Spatenstich für Ende 2005. Aber es wird nicht mehr reichen, das
Stadion für die EM 2008 fertig zu stellen.
Was
raten Sie für 2005?
Madame Michèle: Grundsätzlich wird
2005 ein sehr gutes Jahr. Es kommt immer darauf an, wie hoch man
seine Ziele steckt. Man sollte sich realistische Ziele setzen und
keine utopischen!