Ein warmer Herbsttag
in Sonvilier, einem kleinen verträumten Dorf im Berner Jura.
"Hier ist die Welt noch in Ordnung", sagt Madame Michèle, die
auf dem Dach eines kleinen Holzchalets sitzt und die Aussicht
geniesst. "Die Menschen leben hier im Einklang mit der Natur.
Eine wunderbare Atmosphäre", schwärmt sie. "Als ich das erste Mal
in Sonvilier war, hab ich diese Stimmung gespürt und sofort
gewusst: Ich komme wieder".
Die Schweizer
Hellseherin und Heilerin Madame Michèle ist davon überzeugt,
dass Sonvilier ihr "bestimmt" worden ist. "Die da oben haben mir
eingegeben, dass ich hier mein Lebensziel verwirklichen soll",
sagt sie und deutet geheimnisvoll nach oben, in Richtung Himmel. |
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Madame Michèles
Lebensziel: ein Kinderdorf, in dem Kinder von alleinerziehenden
Müttern und Vätern gratis Ferien machen können. "Nur Schweizer
Kinder", betont sie und streicht sich energisch die Haare aus
der Stirn, "aber ich bin nicht rassistisch. Überhaupt nicht."
Für Ausländer werde von seitens des Staates genug getan, meint
die Baslerin. "Bei Schweizern ist das anders. Von ihnen wird
erwartet, dass sie sich für ihr Recht wehren." Viele sein aber
zu stolz, um soziale Unterstützung zu bitten. "Es wird als
beschämend empfunden, wenn man sich finanzell nicht mehr selber
helfen kann", sagt Madame Michèle,"aber das kann schneller
passieren, als man denkt. Vorallem nach Scheidungen. Ich
hab`selber erfahren müssen, was es heisst, wenn man Rechnungen
nicht mehr zahlen kann und die Gläubiger im Genick hat. Ein
schlimmer Zustand." |
Hellsehen und heilen
könne sie seit ihrer frühsten Kindheit, erklärt Madame Michèle
stolz, "ich hab`immer Geschichten erzählt, die dann eintrafen.
Und ich hab`seit jeher die Fähigkeit gehabt, zu spüren, wo bei
meinen Mitmenschen etwas nicht in Ordnung ist, wo sie krank
sind. Psychisch oder physisch." Auch in ihre eigene Zukunft hat
sie immer wieder geschaut. Deshalb habe sie ganz genau gewusst,
dass nach der Scheidung zwölf sehr harte Jahre auf sie zukommen
würden, " aber ich hab`auch gesehen, dass es mir dank meiner
grossen Begabung danach finanziell sehr gut gehen wird. Und dass
ich dann anderen Menschen in ähnlicher Situation helfen werde."
Zum Beispiel mit einem Kinderferiendorf. |
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1998 habe sie in
Sonvilier 1200 Quadratmeter Land gekauft, erzählt sie, "und
sofort mit dem Bau begonnen". Dort auf dem "Spielplatz", wie es
Madame Michèle nennt, stehen bereits drei Holzchalets (insgesamt
sind dort sechs Chalet und ein Swimmingpool geplant), in denen
ihre kleinen Gäste spielen können.
Zwischen den Holzhäusern sind liebevoll kleine Bäume und Blumen
gepflanzt. Und überall stehen farbige Gartenzwerge und
Steinfiguren. Neben dem "Spielplatz" ist noch das Mutterhaus mit
3 Wohnungen gebaut, ziemlich luxuriös, freut sich die
Hellseherin, "bei mir soll es den Kindern an nichts fehlen". |
Das Geld für den Bau
des "Kinderdorfs fünf Tannen in Sonvilier" konnte die Baslerin
alleine
und mit Hypotheken aufbringen, sagt sie und ihre Augen blitzen.
Schliesslich arbeite sie hart, täglich bis zu 14 Stunden.
(nach CH. Maier,
Schweizer Illustrierte) |
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